CLAUDE RIA
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Copyright : Claude Ria

F&S - deutsche Version

Exposé zu

FLUKE & SERENDIPITY
 
Mumbai, Mannat, ShahRukh and I
 
Der Ich-Erzähler trifft in Mumbai (Bombay) auf eine ältere Frau aus Europa, die über mehrere Wochen beharrlich versucht, ein fünfzehnminütiges Treffen mit dem Superstar des indischen Mainstream Kinos ShahRukh Khan zu bekommen. Sie will ihn sprechen, weil sie ihm ein Projekt vorstellen möchte: Sie will ein Buch über ihn schreiben, wozu sie seine Mithilfe in Form von Gesprächen brauchen würde. Das Buch soll keine Biographie werden, sondern es geht um seinen Einfluss auf andere Menschen, unter anderem auf seine Fans.
In Gesprächen und durch Tagebuchaufzeichnungen erfährt der Erzähler, mit welchen Schwierigkeiten, aber auch positiven Erlebnissen die Frau konfrontiert wird. Allein auf sich gestellt, ohne Verbindungen zur indischen Filmindustrie oder zu einflussreichen Menschen, mit begrenzten finanziellen Mitteln, versucht sie auf eine sehr persönliche Weise, an ihr Ziel zu kommen. Gleichzeitig macht sie für sich aus der Umgebung, in der sie lebt und agiert, eine Art Heimat. Die meisten der unzähligen Begegnungen mit den indischen Bewohnern von Mumbai sind zwar flüchtiger Natur, aber addiert zu den immer wiederkehrenden bilden sie die Gegenbalance zu den Tiefs, durch die sie sich durchkämpft.
Der Erzähler bleibt nicht Beobachter oder kritischer Fragensteller; zuerst unmerklich, dann immer bewusster lässt er sich hineinziehen in eine Welt, die er bis dahin eher mit einem spöttischen Lächeln betrachtet hat, in die Welt der Bewunderer und Fans eines Filmstars und uneingeschränkt geliebten Idols. Zusätzlich zu ihrem eigenen Tagebuch stellt die Frau dem Erzähler nämlich die Kopie eines Buches zur Verfügung, das in gebundener Form ein Geschenk für ShahRukh Khan ist. Es ist – unter dem Titel 'Circle of Love' – eine Sammlung von Fangeschichten 'ShahRukh and I' zu dem Thema, inwieweit der Star das Leben, Denken und Handeln des jeweiligen Autors beeinflusst hat bzw. immer noch beeinflusst.
Der Erzähler, der anfänglich nur die Absicht hatte, ein kurzes Essay über seine Begegnung mit der Frau zu schreiben, entschließt sich nach der Lektüre des Fanbuches und des Tagebuches, selbst ein Buch darüber zu schreiben, wie diese Frau versucht, in Mumbai mehrere Welten miteinander zu verknüpfen: die ihrer unmittelbaren Umgebung, die von ShahRukh Khan, die der Fans des Schauspielers, Entertainers und Filmproduzenten und ihre eigene. Dabei lässt er unter anderem die Frau bzw. die Fans selbst zu Worte kommen.
 
In Anlehnung an das Masala des indischen Kinos zeichnet der Autor in einer Mischung aus Schreibstilen und literarischen Formen mit Hilfe des Ich-Erzählers das Bild einer Frau in der zweiten Hälfte ihres Lebens, die sich in mehr als einer Hinsicht in ein Abenteuer begibt. Der Blick auf das kleine Stück Indien vor und um Mannat, dem Wohnsitz von ShahRukh Khan, geschieht durch ihre Augen, ihr Herz und ihren Verstand.



 

Leseprobe

 
 "Irgendetwas erlischt in mir" fühle ich, als ich meinen Blick lustlos über die weite Eingangshalle des Taj Lands End schweifen lasse. Es hilft mir nicht, mir immer wieder zu sagen, dass Verluste zum Leben gehören; meine Intelligenz ist nicht in der Lage, das Sterben meiner Energie und meiner Kreativität aufzuhalten. Jemanden zu verlieren, den man liebt und der einen Abschnitt des eigenen Lebens entscheidend mitgeprägt hat, ist mit keinen rationalen Mitteln zu bewältigen. Ich rappele mich aus meiner Trägheit auf und gehe zur Toilette. Beim Händewaschen schaut mich mein Gesicht müde an. Ich beschließe, noch einen Kaffee zu trinken und wieder ins Büro zurückzufahren; vielleicht bringt mir ja irgendein Zufall eine inspirierende Idee. Ich gehe die teppichbelegten Stufen zur Atrium Lounge hoch… Da ist sie! Wie dumm! Ich hatte sie ganz vergessen! Sie durchstöbert gerade ihren Rucksack. Ich bleibe stehen und überlege, ob ich wieder kehrt machen soll, da schaut sie auf, sieht mich und lächelt mich strahlend an.
Sie war mir bei einer Pressekonferenz in Europa aufgefallen, obwohl sie einen mit ihrer äußerlichen Erscheinung nicht beeindruckt. Sie ist klein, nicht mehr als 1,60m groß, rundlich, und ihr Gesicht zeigt ungeschminkt ihr Alter. Aber wenn sie spricht, blitzen ihre aufmerksamen Augen voller Enthusiasmus. Mit jeder ihrer ungewöhnlichen Fragen, die sie stellte, gelang es ihr, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie hatte eingehend recherchiert und zeigte Gespür für die Materie. Ganz offensichtlich war sie ernsthaft interessiert und hörte zu, anders als die Mehrheit der Journalisten. Nach der Konferenz führten wir ein kurzes Gespräch, bei dem ich ihr meine E-Mail Adresse gab. Vor etlichen Wochen hatte sie mir geschrieben, dass sie nach Mumbai kommen werde und angefragt, ob wir uns treffen könnten. Ich antwortete ihr umgehend und stimmte einem Treffen zu. Aber als sie dann in Mumbai war… wie das eben so ist… da kam bei mir immer etwas dazwischen.
Und nun sitzt sie hier in der Atrium Lounge des Taj Lands End und begrüßt mich mit einem warmherzigen Lächeln. Meine Verlegenheit verbergend entschuldige ich mich vielmals. Ihre Großzügigkeit beschämt mich noch mehr; sie macht mir keinerlei Vorwürfe. Sie hatte in ihrer Mail von einem Projekt geschrieben, das sie hofft, hier in Mumbai verwirklichen zu können und da ich in meiner Antwort mein Interesse bekundet hatte, davon zu hören, bitte ich sie, mir alles zu erzählen. "Alles?!" lächelt sich. "Wie viel Zeit haben Sie denn?" Mit dem Gedanken an die mangelnde Anziehungskraft meines Büros bin ich bereit, ihr soviel Zeit zu geben wie sie möchte.
Sie erzählt lebhaft und anschaulich, mit offensichtlicher Begeisterung; ich bin voller Bewunderung für ihre Hartnäckigkeit und ihr Durchhaltevermögen bei einer Sache, die mir so einfach erscheint. "Warum haben Sie mich nicht angerufen, um Ihnen zu helfen?" kann ich nicht umhin sie zu fragen. "Ich wollte Sie nicht ausnutzen. Es war meine Sache. Das musste ich schon selber tun." erwidert sie wie selbstverständlich. Diese Antwort bewegt mich mehr als irgendetwas anderes in den letzten Monaten. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal von einer Sache so überzeugt war, dass eine Abkürzung des Verfahrens mir nicht einmal in den Sinn kam. Es mag sein, dass ihr Projekt nicht die Welt verändert, dass es möglicherweise nicht mehr als nur ein paar beschriebene Blätter bedeutet, dass es im Leben der Beteiligten nur eine interessante Anekdote ist, aber für sie ist es wichtig. Und für mich ist ihre Geschichte der benötigte Zufall, um wieder munter zu werden. Sie inspiriert mich. Nach kurzer Überlegung frage ich sie, ob sie bereit sei, mir ihre Geschichte detaillierter zu erzählen; ich würde gerne darüber schreiben. Sie nickt überrascht und erfreut zugleich, und wir vereinbaren einen Interviewtermin in meinem Büro. Dass es weit mehr als ein Interview werden würde, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
 


 



 


 
 
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